Seckauer Krippe feiert rundes Jubiläum
Vor genau 50 Jahren wurde das Werk von Franz Weiß und Lisl Sager erstmals aufgestellt. Ab heute kann man es wieder bestaunen.
Es ist alles bereit, jede Figur ist auf ihrem Platz, jeder Tannenzweig nochmals zurechtgezupft. Denn es ist ein besonderes Jahr für die Seckauer Krippe: Sie ist heuer zum 50. Mal in der Abtei zu bestaunen. „Der damalige Abt Placidus und Landtagspräsident Hanns Koren haben die Idee dazu gehabt“, weiß Willibald Eisenbeutel, der sich schon seit vielen Jahren um das Aufstellen der Krippe kümmert.
Ich baue sie immer
anders auf, damit die Kinder, aber natürlich auch die Erwachsenen immer etwas Neues
entdecken können.
Willibald Eisenbeutel
Schon wenig später sollte sich mit Lisl Sager und Franz Weiß ein kongeniales Duo finden: Der bekannte weststeirische Künstler zeichnete für die Kulissen verantwortlich, die in Seckau wohnhafte und vielfach begabte Sager für die Figuren und die Krippenlandschaft.
Wobei im Laufe der Jahre einige neue Figuren hinzugekommen sind: „Sie erinnern an echte Personen“, erzählt Elke May, die ebenso in der Abtei arbeitet. Pater Desiderius, Pater Benno, der derzeitige Abt Johannes oder der langjährige ORF-Moderator Sepp Forcher. „Er hat 2002 hier gedreht. In der Krippe ist er als Hirte mit Korb dargestellt.“ Doch auch sonst ist die Krippe jedes Jahr aufs Neue einen Besuch wert, ist Eisenbeutel überzeugt: „Ich baue sie immer anders auf, damit die Kinder, aber natürlich auch die Erwachsenen immer etwas Neues entdecken können“, lässt er sich ins Nähkästchen schauen. Eines sei dabei aber wichtig: „Die Figuren müssen zum Betrachter schauen. Sie sind ja dafür gemacht, dass sie betrachtet werden.“
Zwei bis drei Wochen arbeitet Eisenbeutel am Aufbau – und geht dafür auch einige Male in den Wald: um grünes Moos zu sammeln und Reisig, von Tannen über Fichten bis hin zu Kiefern. Eine Seckauer Eigenheit ist auch der Christbaum neben der Krippe, der mit roten Äpfeln und roten Schleifen geschmückt ist. „Für Lisl Sager hat so ein steirischer Christbaum ausgeschaut. Bis zum Ende fehlt allerdings manchmal der ein oder andere Apfel“, schmunzelt er.
Am letzten Tag, dem 2. Februar, dem Lichtmess-Tag gibt es übrigens nochmals einen wichtigen Wechsel: das Jesuskind gegen das Lichtmesskindl. „Das ist schon ein wenig größer.“ Es geht auf eine biblische Erzählung zurück: Maria und Josef hatten Jesus 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel gebracht, um ihn Gott zu weihen.
Anlässlich des heurigen 50-Jahr-Jubiläums hat sich die Abtei Seckau etwas Besonderes einfallen lassen. „Berta Prassl, die Nachlass-Verwalterin von Franz Weiß, hat uns Holzschnitte aus ihrem Privatbesitz zur Verfügung gestellt“, freut sich May. Zu sehen sind etwa die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten, die heiligen drei Könige oder das Christuskind als „Morgenstern in finstrer Nacht“. Doch auch Einblicke in die Werkstatt Sagers gibt es: etwa jene Modeln, aus denen sie Wachsköpfe goss, um jenen danach die ihnen je eigenen Gesichtszüge zu verleihen. Sie war als junge Frau nach Seckau gekommen, um hier als Rossknecht für die Abtei zu arbeiten. Später ging sie nach Wien, um sich als Pfarrschwester ausbilden zu lassen – und die Akademie der Bildenden Künste zu besuchen. Zeit ihres Berufslebens und auch noch in ihrer Pension arbeitete sie in ganz Österreich als Restauratorin. „Wir wollen die beiden Menschen herzeigen, die diese besondere Krippe geschaffen haben“, betonen Eisenbeutel und May. Eine Krippe, die bis heute staunen lässt.
Öffnungszeiten
Krippe und Ausstellung sind ab dem heutigen Sonntag, dem 22. Dezember, bis
inklusive 2. Februar geöffnet – und zwar: Samstag, Sonntag und Feiertag: 10 bis 19 Uhr, werktags: 9 bis 17 Uhr.
Der Eintritt ist frei, Spenden für Erhaltung der Krippe erbeten.