Der Plaikner
Seefeld ist pleite, Signa ist pleite, aber Tirol schreibt sein Image trotz Walser und Hörl fort. Das funktioniert nicht mehr fürs Fremdbild vom Land.
So beruhigend die ersten Monate der neuen Landesregierung waren, so rasant wurde diese Koalition vom Erbe ihrer Vorgängerinnen eingeholt. Das mag landesspezifisch vor allem ein schwarzes Phänomen sein, ist aber gerade durch die Dominanz der ÖVP ein Gesamttiroler Problem. Die Vielzahl von Versagen, Skandalen und Affären zwingt letztlich zu einem schmerzhaften Selbstfindungsprozess. Weder die interne Selbstdefinition noch die Außendarstellung lassen sich aufrechterhalten. Beide Komponenten sind seit langem extrem reformbedürftig. Beharren und Verbleiben entscheidender Landesdarsteller hat die überfällige Identifikationsreform verhindert.
Der Abgang von Landeshauptmann Günther Platter war zwar das richtige Signal zum Neuanfang, doch Möchtegerns wie Ex-Wirtschaftskammerchef Christoph Walser und Sesselkleber wie Franz Hörl verhinderten ebenso den notwendigen Neustart per Knalleffekt wie das integrative Naturell von Anton Mattle und die spekulative Kooperation von Georg Dornauer. Der neue LH muss eine Partei reparieren, der Stellvertreter seine positionieren.
Doch beides hat Nachrang unter den Einschlägen, die aktuell nicht bloß sprichwörtlich näherkommen, sondern das gefühlt ewige Selbstverständnis vom Herz der Alpen treffen. Denn die Pleite von Seefeld resultiert aus der landesüblichen Unterordnung jeglicher Vernunft, sobald die Austragung eines Sport- oder gar Ski-Events winkt. Wobei die mehrfache Olympia-Ablehnung der Innsbrucker ein besserer Wegweiser hätte sein sollen. Aber solche von unten kommende Direktiven wurden zu lange ignoriert. Lieber haben sich Tirols Entscheider im Zwielicht von Schattenmännern wie René Benko gesonnt. Bilder, die sie gerne löschen würden. Dahinter steckt mehr als eitles Trittbrettfahren von schwachen Charakteren auf den Spuren des Geldes. Die global erste Adresse der aktuell viel recherchierten Signa Holding ist jene Maria-Theresien-Straße in Innsbruck, wo vom Rathaus übers alte Landhaus und die Tirol Werbung bis zur neuen Lebensraum-Holding die Gralshüter der regionalen Identität residieren.
Es ist in Tirol zu wenig bewusst, welch katastrophalen Imageverlust das Land durch dieses Fehlverhalten exponierter Repräsentanten vor allem seit der Corona-Krise erlitten hat. Der ewige Skilehrer-Charme funktioniert nicht mehr. Der Tourismus täuscht für die Selbstsicht des Landes noch darüber hinweg. Doch das Fremdbild abseits vom teuren Pistenspaß geht immer mehr in Richtung Alpendodel. Diese Schmach nachhaltig zu korrigieren, ist die wichtigste übergeordnete Aufgabe der Landesregierung.
Seefeld und Signa