1 of 2 Daniela Hölbling (hinten) initiierte das ProjektFischer
Projekt Vivaldi: Neue Staffel, neue Pläne
Der kostenlose Geigenunterricht für Kinder geht in die zweite Staffel. Und wird vielleicht auch in die Ukraine exportiert.
Ich benutze das Wort wirklich nicht oft, aber das ist ein Erfolgsprojekt“, sagt Eduard Lanner. Der Direktor des Johann-Joseph-Fux Konservatoriums spricht über das „Vivaldi-Projekt“, bei dem Kinder von 4 bis 8 Jahren seit 2022 kostenlosen Geigenunterricht bekommen können – besonders denkt man dabei an Kinder aus Familien, die sich den Musikunterricht sonst nicht leisten können. Sie werden bevorzugt in das Programm aufgenommen.
Ab Oktober geht das Projekt in eine neue Runde. „Von den acht Kindern, die in den ersten zwei Jahren unterrichtet worden, machen vier mit Unterricht am Konservatorium weiter“, kann Lanner berichten. Für die zweite Staffel gab es 29 Bewerbungen, acht Kinder werden dann jeden Montag immer in Zweierstunden unterrichtet – und zwar von Studierenden der Kunstuniversität, die selbst das Unterrichten unter Supervision lernen. Das Konservatorium stellt die Instrumente kostenlos zur Verfügung, die Stadt die Räumlichkeiten, die möglichst niederschwellig erreichbar sein sollen: Deshalb fiel die Wahl auf das Jugendzentrum Funtastic in der Neuholdaugasse. Die Idee, die Projektleiterin Daniela Hölbling aus Düsseldorf importiert hat, ist bereits auf viel Resonanz gestoßen. „Über den Unterricht und unsere regelmäßigen ‚Geigenpartys‘ hinaus haben die Kinder schon einige besondere Erfahrungen machen dürfen“, ist Hölbing stolz.
Vor einem Jahr traten die jungen Geigentalente zum Beispiel beim musikprotokoll im Rahmen des steirischen herbst in der Helmut List Halle auf, das Konzert wurde samt Interview im Ö1 Zeit-Ton-Magazin übertragen. Außerdem hat man gemeinsam mit dem Rapper Adam und Musikern aus dem Jugendzentrum Funtastic einen Song aufgenommen, der sogar preisgekrönt ist: „Was ist los mit dieser Welt“ räumte beim Anti-Gewalt-Preis „Rap! Not Rape“ den Jugend- und den Publikumspreis ab – dazu gab es einen Auftritt im Orpheum und eine professionelle Studioaufnahme. Die Fachzeitschrift „Üben und Musizieren“ und Klassikradio Deutschland berichteten außerdem über die Grazer Junggeiger.
Während das Vivaldi-Projekt in Graz also erfolgreich in die zweite Runde geht, könnte es bald auch auf ein weiteres Land ausgeweitet werden – in die kriegsgebeutelte Ukraine. Neos-Gemeinderat Philipp Pointner, der das Bildungs-Programm damals erfolgreich in den Gemeinderat eingebracht hatte, macht sich demnächst privat mit den Vinziwerken, deren Vorstand er angehört, auf eine Reise in die Grazer Partnerstadt Lwiw (Lemberg), mit der die Stadt Graz erst heuer eine Projektpartnerschaft in den Bereichen Kultur, Architektur, Stadtplanung sowie Weltkulturerbe begonnen hat. Dort will er Gespräche führen, wie man Vivaldi mit Grazer Unterstützung auch in der Ukraine umsetzen könnte. „Es ist so ein schönes Projekt, das in so viele Richtungen wirkt, und Nachwuchstalente fördert, die sonst wohl keine Chance gehabt hätten“, sagt Pointner. Und: „Es wäre ein wichtiges Signal, dass wir es gerade jetzt in eine angegriffene Stadt weitertragen.“