„Mozart hat mir die Welt eröffnet“

Die US-Amerikanerin Melissa Zgouridi singt Prinz Orlofsky in „Die Fledermaus“: Premiere am 14. Dezember im Stadttheater Klagenfurt.

Von Karin Waldner-Petutschnig

Andreas.Kanatschnig@kleinezeitung.at

Ich war immer die Brasilianerin“, erzählt die aparte Sängerin Melissa Zgouridi mit den leicht asiatischen Gesichtszügen nach einer Probe im Stadttheater und lacht. Denn eigentlich ist die Amerikanerin in Kalifornien geboren und aufgewachsen – als Tochter einer Chinesin, die vor dem Kommunismus in ihrer Heimat geflüchtet und nach Brasilien ausgewandert war, und eines Vaters mit griechischen Wurzeln, dem Melissa ihren Nachnamen verdankt.

Zweisprachig mit Portugiesisch und Englisch aufgewachsen, lebt die 31-Jährige heute mit ihrem Mann, dem Salzburger Architekten Horst Lechner, in der Mozartstadt. Und dessen familiäre Wurzeln liegen in Kärnten, wo seine Großmutter zu Hause ist. Dass ihr erstes Engagement in Österreich die Mezzosopranistin gleich nach Klagenfurt führt, freut daher die ganze Familie. Als sie, die „immer Lust auf Singen“ hatte, in Kalifornien ihre erste Oper erlebte, war sie nicht begeistert: „Tosca hat mir damals nicht gefallen. Heute liebe ich es!“ Aber das zweite Opernerlebnis mit „Die Hochzeit des Figaro“ weckte die Begeisterung: „Ich wusste nicht, dass Oper so lustig sein kann“, lacht sie und schwärmt: „Mozart hat mir die Welt eröffnet.“ Damals hatte sie gedacht, man müsse „Britney Spears sein, um vom Singen leben zu können“, erzählt sie schmunzelnd. Ab Mozart war ihr klar, dass sie ihr Weg auf die Opernbühne führen würde. Und das, obwohl sie heute keine Mozart-Sängerin sei: „Meine Stimme ist zu groß für Mozart, das Konzept für Mezzosopran existierte nicht zu seiner Zeit.“

Nach ihrer Gesangsausbildung in Rochester (New York) brachte sie ein Fulbright-Stipendium ans Mozarteum in Salzburg, und sie wusste bald, dass sie hier bleiben will: „In Europa gibt’s ja in jeder kleinen Stadt ein Theater, das ist in den USA nicht so!“ 2021 bis 2023 gehörte die perfekt Deutsch sprechende Künstlerin zum Ensemble des Saarländischen Staatstheaters, wo unter anderem die Titelpartie in „Carmen“ und Prinz Orlofsky in der „Fledermaus“ zu ihren Rollen zählten.

Zwei Mal hat sie die Erda in „Rheingold“ verkörpert, die sie ab Mai auch in einer neuen Produktion am Theater Dortmund unter der Regie von Peter Konwitschny singen wird. Davor steht im März noch die Rolle der Suzuki (als Cover) in Puccinis „Madame Butterfly“ auf dem Programm: „Das erste Mal an der Met in New York, das erste Mal in meiner Heimat!“ Aron Stiehls Interpretation der „Fledermaus“ von Johann Strauß ist divers und fluide: „Das Konzept basiert auf einer heutigen Dragqueen in einem Berliner Club. Man kann kommen, wie man ist, egal wie reich, welches Geschlecht, ob im Rollstuhl. Wir sind alle da für eine gute Zeit“, schwärmt Zgouridi von ihrer Rolle als Orlofsky, der als junger, gelangweilter Prinz immer auf der Suche ist. Die Zerrissenheit ihrer Figur drückt sich auch im raffinierten zweigeteilten Kostüm aus – man darf gespannt sein.

Zum Stück

Die Fledermaus. Komische Operette in drei Akten von Johann Strauß. Text: Karl Haffner und Richard Genée; nach der Komödie „La Réveillon“ von Ludovic Halévy und Henri Meilhac. Eine Kooperation mit dem Theater Bonn.

Premiere am 14. Dezember, 19.30 Uhr im Stadttheater Klagenfurt. Weitere Termine bis 13. Februar. Regie: Aron Stiehl. Musikalische Leitung: Nicholas Milton.

stadttheater-klagenfurt.at