„Ich bin mit
 Leidenschaft
 Landarzt“

Friedrich Ritter ist seit April 1994 als Allgemeinmediziner in Gasen und Heilbrunn tätig. Er betreibt eine Hausapotheke sowie eine Lehrpraxis und war als Notarzt im Einsatz.

Von Nicole Stranzl

30 Jahre ist es jetzt her, seit Friedrich Ritter die Ordination von der Familie Moser am 2. April 1994 übernahm. 30 Jahre später führt der Allgemeinmediziner mit Unterstützung seiner Frau Barbara immer noch die Arztpraxen in Gasen und Heilbrunn.

Sieben Mitarbeiterinnen beschäftigt er an den beiden Standorten, in Gasen betreibt er zusätzlich eine Hausapotheke. „Mit ihr bezahle ich meine Gehälter“, sagt der 61-Jährige und merkt an: „Es ist zu hinterfragen, warum man eine Hausapotheke haben muss, um am Land arbeiten zu können.“

Immer schwieriger werde der Beruf, das liege vor allem am vielen Dokumentieren. Ritter bildet in seiner „Lehrpraxis“ junge Ärztinnen und Ärzte aus. „Sie sind es gewohnt, für jeden Eingriff am Körper einen Aufklärungsbogen im Spital zu unterschreiben“, sagt Ritter. „Wenn ich aber jedem, dem ich was einrenke, etwas unterschreiben lasse, werde ich nie mehr fertig.“

Bis zu 80 Patientinnen und Patienten besuchen seine Praxis an einem Ordinationstag. „Ich bin froh, wenn ich für einen onkologischen Patienten zehn Minuten Zeit habe, ihm den Befund zu erklären und was ihn erwartet“, kritisiert er das System. „Als Kassenarzt hab ich 65 Euro Scheinwert pro Patient im Quartal, egal, was ich mache. Beim Wahlarzt zahlen die Leute 100 Euro für zehn Minuten.“

Dennoch bereut er seine Berufswahl nicht. „Ich bin mit Leidenschaft Landarzt, ich wollte immer mit Menschen arbeiten und die Naturwissenschaft hat mich immer fasziniert.“ Er würde sich jedoch wieder mehr Zusammenarbeit und Kollegialität wünschen. Ritter ist Obmann von „Styriamed.net Weiz“, das ist ein regionaler Ärzteverbund, der vor rund 15 Jahren von der Ärztekammer initiiert wurde. „Die Idee dahinter war, ein Netzwerk über den gesamten Bezirk zu spannen.“ Gescheitert sei dies an der Freiwilligkeit und Motivation der Kollegen.

Zudem wünscht sich der sechsfache Familienvater, dass Allgemeinmedizinern wieder mehr Kompetenzen zugesprochen werden. Sie sollen die erste Anlaufstelle für die Patienten sein. Sofern Notwendigkeit besteht, werden diese dann an Fachärzte weiter überwiesen.

Kassenärzte am Land zu finden, sei schwierig. Zeit für die Patienten zu haben, ist jungen Ärztinnen und Ärzten immer wichtiger, beobachtet Ritter. Die jungen Kollegen wollen eine 40-Stunden-Woche, sich spezialisieren und die Medizin werde weiblicher.

Vor 30 Jahren war Ritter der einzige Bewerber für die Ordination in Gasen. Damals bewarben sich im Schnitt jedoch noch 30 Ärzte auf eine Stelle, so der Mediziner, der als Distriktsarzt und als Notarzt beim Roten Kreuz im Einsatz war und aktuell die Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirkspflegeheims Birkfeld betreut.

Von der Gemeinde Gasen und den Pfarrverantwortlichen wurden Ritter und seiner Frau kürzlich als Wertschätzung und Dank eine Anerkennung überreicht. Bis 65 möchte er noch arbeiten, wie es danach aussieht, hänge davon ab, wie es ihm gesundheitlich gehe.

Zur Person

Friedrich Ritter ist 61 Jahre alt und stammt aus Feldkirchen bei Graz. Er ist verheiratet mit Barbara Ritter, die ihn in der Ordination unterstützt. Das Paar hat sechs Kinder.

Seit 1994 leitet Ritter die Arztpraxen in Gasen und Heilbrunn. In Gasen hat er zusätzlich eine Hausapotheke. Er bildet junge Ärzte in seiner Lehrpraxis aus.

Ritter war Notarzt beim Roten Kreuz, ist Distriktsarzt und Betreuungsarzt im Bezirkspflegeheim Birkfeld.